Mittelbare Wettergefahren



Mittelbare Weitergefahren treten oftmals erst auf, wenn der Wetterumschwung bereits vollzogen ist und beispielsweise ein Gewitter schon niedergegangen ist. Die mittelbaren Wettergefahren wirken auf das Alpingelände als solches ein; sie bewirken wetterabhängige Veränderungen.



Diese Veränderungen können sein: .



1.Steinschlag



Steinschlag entsteht unter physikalischen Bedingungen, durch wetterbedingte Erosion, Maßgebend hierfür sind Niederschlag, Wind und vor allem Temperaturwechsel, Durch Frieren und Auftauen von Wasser in Klüften wird der Fels gesprengt und gelockert. Ähnliches geschieht bei der Schneeschmelze. Häufiger Wechsel von Frost und Auftauen, zum Beispiel an Südhängen, verstärkt die Korision..

Steinschlaggefahr herrscht das ganze Jahr hindurch, so dass jahreszeitliche Gegebenheiten nicht relevant sind. Der Bergsportler hat diese Gefahr immer einzukalkulieren. Die Intensität der Steinschlaggefahr ist abhängig von Tageszeit, Sonnenstand, Wetterlage und Windstärke. Die überlegte Routenwahl sollte im Vordergrund stehen. Ist der Zielpunkt gewählt, muss er immer wieder überprüft werden, um bei Veränderungen rechtzeitig agieren zu können.



2. Nasser Untergrund



»Todessturz auf nasser Bergwiese«, hieß 1998 die Schlagzeile, als ein Kind im Gipfelanstieg zur Mutspitze bei Meran (Südtirol) ausgeglitten war und tödlich abstürzte. Denkt man über diese Schlagzeile nach, wird einem erst bewußt, wie häufig man schon selbst um Gleichgewicht gerungen hat, als man ins Rutschen gekommen war.



Die Tücke eines nassen Untergrundes laßt sich wie folgt einschätzen:

• Nasse Baumwurzeln, Moose, Flechten, Gestein, das mit einer dünnen Erdschicht überzogen ist, und stelle Bergwiesen bieten nach einem Regenguß so gut wie keinen Halt.

• Scheinbar trockener Boden kann bei Betreten wegrutschen, wenn der Untergrund feucht ist.

• Obwohl ein Regengebiet bereits abgezogen ist, kann bei kühlen, wolkigen und windarmen Wetterlagen die Rutschgefahr anhalten.

• In windgeschützten oder schattigen Lagen halt sich nasser Untergrund besonders lang, selbst wenn das übrige Gelände bereits von der Sonne wieder beschienen wird und abzutrocknen beginnt.

• In Nordlagen und hier besonders in Steilhängen ist immer mit Rutschgefahr zu rechnen, da der Untergrund nicht trocken wird.

• Rauher und unbewachsener Fels dagegen ist auch bei Regen trittsicher.



Der Rutschgefahr entgegenwirken läßt sich nur durch das Tragen von festen, torsionfreien Bergstiefeln. Zudem ist eine hohe Konzentration beim Gehen notwendig, um im Bedarfsfall reaktionsbereit sein zu können. Besonders Kindern muß man eine entsprechende konzentrierte Gehweise anerziehen, auch wenn es unseren Youngstern durch ihren Bewegungsdrang schwerfällt. An allen Stellen mit Rutschgefahr am Berg sollte das Anseilen der Kinder selbstverständlich sein.



3. Schnee und Geländevereisung



Wettersturz



Besonders kritisch ist Schneefall und Vereisung durch Kaltlufteinbruch und Wettersturz in der warmen Jahreszeit, wenn man nicht damit rechnet.



Zu unterscheiden sind zwei alpine Zonen, die für Schnee und Gelandevereisung von unterschiedlicher Bedeutung sind und die auch für Bergsteiger mit verschiedenen Zielsetzungen und Erfahrungen von Interesse sind.

Zur ersten Zone sind die Regionen des Hochgebirges zu rechnen, in denen normalerweise Bergsteiger anzutreffen sind, deren Ausrüstung den geforderten Bedingungen entspricht. Im Hochgebirge und in den Gletscherregionen findet der Bergsportler das ganze Jahr hindurch Schnee und Geländevereisung vor. Tritt ein Wetterumschwung ein, ist die mitgeführte Ausrüstung, wie Steigeisen, Eispickel, Seilsicherung und warme Bekleidung meist ausreichend, um den auftretenden Gefahren richtig begegnen zu können.

Zur zweiten Zone sind die mittleren bis unteren Lagen zu rechnen, in denen das Bergwandern und Bergsteigen zum größten Teil stattfindet. Treten in dieser Zone Wetterstürze auf, bedrohen plötzlich auftretender Schneefall und Vereisung den oft unvorbereiteten Bergsportler. In dieser Zone ist keine Jahreszeit von Kaltlufteinbrüchen verschont, auch die Sommermonate Juni bis August nicht. Kaltlufteinbrüche bringen in den Gipfelbereichen gelegentlich bis über einen Meter Neuschnee und die Null-Grad-Grenze fällt auf unter 2000 Meter ab. Folge ist ein Vereisen der Felsen. In Verbindung mit Schnee, der den eisüberzogenen Fels bedeckt wird die Gefahr des Ausgleitens unsichtbar. Die Absturzgefahr erhöht sich extrem und ein Fortkommen kann mit der in dieser Zone üblichen Ausrüstung unmöglich werden.



Wettersturz

Wetterstürze bringen in den Bergen meist anhaltende Schneefälle. In kurzer Zeit werden Wege, Markierungen und die übrige Gelandestruktur durch den Schnee zugedeckt. Orientierung und Trittsicherheit werden negativ beeinflußt. Eine Chance hat nur derjenige, der eine entsprechende Bergausrüstung mit sich führt. Neben der Absturzgefahr durch Vereisung, können auch im Sommer bei größeren Schneefallen auch Schneerutsche und Lawinen entstehen.



Nächtliches Aufklaren



In den Bergen besteht außerdem eine Vereisungsgefahr, wenn nach Regen in der Nacht die Wolkendecke aufreißt und es aufklart. Auch bei Lufttemperaturen knapp über 0 Grad Celsius kann Fels durch strahlungsbedingte Abkühlung auf unter 0 Grad Celsius abkühlen. Das tagsüber entstandene Schmelzwasser gefriert dann während der Nachtstunden; der Fels ist vereist.



Nebel, Wind und Frost



Manchmal kann man auch Rauhreif auf Fels beobachten, der ebenfalls zur Rutschgefahr werden kann. Rauhreif entsteht unter Frost, wenn der Wind Wassertröpfchen aus Nebel auf den Fels treibt.



Als Verhaltensmaßnahme ist bei Schnee und Geländevereisung Vorsorge, also eine vorausschauende Beurteilung und Einschätzung der Wettersituation, besonders der Großwetterlage, angezeigt. Nur ein rechtzeitiger und schneller Abstieg kann vor Bergnot, Unfall oder tödlichem Ausgang durch Erfrieren oder Streßsituation bewahren.



Maxime: Wer Kinder bei unsicherer Wetterlage mit in die Berge nimmt, handelt in höchstem Maße unverantwortlich.