Der Regenschutz für den Bergsteiger



Wer mag schon Regen im Gebirge bei Regen wandern? Doch was hilft's, wenn man unterwegs ist und die Himmelsschleusen sich öffnen. Dann gilt es, möglichst trocken zu bleiben. Dabei geht's nicht nur darum, das unangenehme. Nässegefühl zu vermeiden. Nässe ist der beste Wärmeleiter, d. h. die Auskühlung des Körpers wird durch Nässe extrem begünstigt, was bei entsprechender Dauer und in Verbindung mit anderen Faktoren (Wind, Kalorienverbrauch) zur gefährlichen Unterkühlung führen kann.



Poncho, Regenmantel, Anorak, Regenanzug, Regenschirm - was ist für wen am besten geeignet?



Der Poncho ist recht brauchbar für den Trekker und Wanderer, der auf ausgebauten Wegen unterwegs ist. Als vorteilhaft erweis sich, daß auch Arme und Bein (die Knie) regengeschützt sind Ein guter Poncho hat nahtband verschweißte Nähte und eine ent sprechende PU-Beschichtung, die 5000 mm Wassersäule verkraften sollte. Man sollte in jedem Fall ein Modell wählen, das eine Ausbuchtung am Rücken (Rückenfalte) besitzt, so daß der Rucksack gut darunter Platz findet. Ein Hersteller fertigt z. B. Ponchos, unter die auch ein großer Trekkingrucksack paßt. Besonderes Augenmerk verdient der Schnitt der Kapuze: diese sollte verstellbar sein und uneingeschränkte Sicht gewährleisten, was nur bei ganz wenigen Marken zufriedenstellend gelöst ist. Ungeeignet ist ein Poncho auf Hochtouren und im unwegsamen Gelände.



Den Regenmantel sieht man heute kaum mehr - er hat im Gebirge auch mehr Nachteile als Vorteile.



Der Anorak ist nach wie vor der ideale Wetterschutz für den Bergsteiger. Er sollte lang genug sein, damit die Oberschenkel gut abgedeckt sind. Extreme Kletterer werden allerdings wegen der Bedienbarkeit des Hüftsitzgurtes eine kurze Form bevorzugen. Ein Schwachpunkt ist oft der Reißverschluß. Dieser muß durch eine Re-genfalte abgedeckt sein. Wichtig ist eine vorne bis zur Nase hochgeschnittene Kapuze, eine Verstellmöglichkeit der Kopfweite sowie ein Regen"vordach', das besonders für Brillenträger ein Muß ist. Die Ärmel müssen genügend lang sein, man sollte bei grauslichem Wetter mit Hand und Fingern noch im Ärmel Platz finden. Der Ärmelabschluß darf kein Wasser aufsaugen, sonst hat man ständig einen naßkalten Umschlag am Puls. Für wenig sinnvoll halte ich die sogenannten "Entlüftungsschlitze" im Achselbereich, die ein permanenter Schwachpunkt sind und das Eindringen von Nässe geradezu begünstigen. Beispiele dafür gibt es genügend.

Materialien: Es gibt die sogenannten Regenjacken aus ultraleichten Stoffen, die innen wasserdicht beschichtet sind. Diese sind zwar klein verpackbar und leicht, haben aber eine eher geringe Strapazierfähigkeit und Lebensdauer. Im Gebirge und auf Hochtouren wird ja die Ausrüstung wesentlich mehr strapaziert als anderswo. Es empfiehlt sich also - gerade im Hinblick auf Langlebigkeit - sich ein robustes Stück anzuschaffen, das mit einer Membrane laminiert ist, beispielsweise ein Teil aus Zwei-Lagen-Goretex-Laminat, das leicht, wasserdicht, robust und langlebig ist. Drei-Lagen-Laminate sind zwar noch strapazierfähiger, jedoch steifer und schwerer.

Abraten möchte ich von Microfaser-Anoraks, die nicht wasserdicht sind und die in den Modebereich gehören.



Neben dem Anorak, der Jacke mit durchgehendem Reißverschluß, gibt's natürlich den Schlupfer, das "Schneehemd", aus gleichen Materialien. Der eine mag dies, der andere das ...

Zum guten Regen-Anorak gehört eine gute Regen-Hose (Oberhose). Mit durchgehendem Reißverschluß ist sie leichter über die Bergschuhe anzuziehen, insbesondere bei großen Schuhnummern. Leichter sind die Regenhosen mit kurzem RV am Bein.

Material? Dazu gilt ebenfalls das zu den Anoraks Gesagte. Leichtgewichtiger sind die Hosen aus beschichtetern Nylon o. ä. - robuster sind jene aus Zwei-Lagen-Goretex.



Ein gutes Stück ist der Regenschirm. Mit der Kapuze am Kopf schwitzt man ziemlich, da sich drinnen der Dampf staut. Ein Schirm hält zuverlässig Regen und Wind vom Kopf ab. Sturm setzt natürlich auch der Verwendung des Schirms Grenzen, ebenfalls ein Gelände, in dem man die Hände braucht. Normalerweise tut's jeder kleinverpackbare Schirm (Knirps). Die früher angebotenen Bergsteigerschirme mit Holzgriff gegen Blitzeinschlag" erscheinen mir eher als Gag - ein Blitz schlägt ja auch in Bäume ein!



Tips:



Wenn von Nässeschutz geredet wird, ist gleichzeitig auch Windschutz gemeint: bei Nässe + Wind ist die Unterkühlung vorprogrammiert.



Es ist empfehlenswert, nicht nur den Körper, sondern auch den Rucksack mit einer Regenhülle zu schützen: Was hilft dem Bergsteiger eine nasse Reservewäsche?



Für Brillenträger ist eine Baseballmütze mit großem Schild sehr hilfreich.



Empfehlenswert ist, sich die Oberbekleidung in gut sichtbaren Farben (rot, gelb, orange u. ä.) zuzulegen, und zwar nicht nur des Farbfilms wegen (Auffindbarkeit bei Bergnot).



Regenbekleidung, Oberbekleidung dient der Gesundheit und vielleicht sogar dem Überleben. Man sollte deshalb nicht am falschen Objekt sparen - gerade weniger bekannte Hersteller bieten oft interessante Detailausstattungen zu fairen Preisen.



Pepi Stückl, Bergführer